Imola ist Hebamme. Und schwanger. Trotz ihres großen Erfahrungsschatzes, den sie aufgrund ihres Berufs mitbringt, musste sie sich selbst ganz neu auf dieses Erlebnis einlassen. Wie es ist, als Hebamme zum ersten Mal ein Kind zu erwarten, hat sie uns hier zusammengetragen.
von Imola Simon
Schwanger also. Auch mir wurde kurz der Boden unter den Füßen weggerissen als ich das PLUS auf dem Schwangerschaftstest in meinen Händen sah. Freude und Aufregung, Tränen und Sprachlosigkeit folgten. Und Angst. Ich glaube, ich hatte die kommenden Wochen gleich viel Angst, wie jede Frau ohne jegliches medizinisches oder geburtshilfliches Wissen. Und hinzu kam die Prise des „Zu-viel-Wissens“. „Ist es gut an Ort und Stelle eingenistet?“, „Stimmen meine Hormonwerte?“ oder plötzliche Gedanken, ob das Herzchen wohl schlägt. Die ersten drei kritischen Monate, die nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip verlaufen, waren gefüllt mit Freude, ja, aber auch mit Sorgen: Beinhaltet das Dessert rohe Eier? Ist da etwa Mayonnaise drinnen? Oder rohes Fleisch?
Ich glaube wirklich, dass es mir genauso wie jeder anderen werdenden Mama erging. Dass auch ich dieselben Ängste und Gedanke hatte.
„Ach, du bist doch eh Hebamme, du siehst doch alles entspannt…. oder?“… Puh. Nein, eigentlich nicht. Selbst beim kleinsten Ziehen im Unterleib war ich mir unsicher. Ja, ich bin Hebamme. Doch welches Ziehen und Zwicken nun normal ist, kann auch ich nicht immer wissen.
Faszinierend wurde es, als ich mein Baby die ersten Male gespürt habe, und ab da kam langsam mehr Entspanntheit in meinen schwangeren Alltag. Es ist ein Wunder, all dies erleben zu dürfen. Und auch wenn für mich die Arbeit mit werdenden Eltern zu meinen täglichen Aufgaben gehört: Es ist unvergleichbar, wenn man dies selbst durchlebt und spürt, nicht nur aus der Theorie oder von Erzählungen der werdenden Mütter.
Ich bin auch nur eine schwangere Frau
Obwohl ich Hebamme bin, bin ich gerade einfach nur eine schwangere Frau. Eine, die ebenso gerne einen Schwangerengymnastikkurs oder -yoga besuchen würde. Ich bin einfach nur eine schwangere Frau, die sich zur Geburt eine Hebamme mitnimmt und die auch nach der Geburt eine Hebamme für die Wochenbettbetreuung engagiert hat. Weil ich dann eben nur Mama und nicht Hebamme sein möchte. Ich wünsche mir für mich und mein Baby eine optimale Betreuung einer Hebamme, ohne mich selbst zu stressen und es alleine meistern zu wollen. Ich wünsche mir genauso das offene Ohr einer Fachperson, die mir beim Babyblues zur Seite steht oder den Nabel des Babys begutachtet und sagt, dass alles gut ist.
Ich will einfach mal nicht Hebamme, sondern Mama sein – und der Gedanke gefällt mir sehr gut.